Tokenisierung von Assets

V&IAnsätze & Herausforderungen

Wenn von Blockchain Technologie die Rede ist, haben viele Menschen zunächst Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum vor Augen. Doch es existieren drüber hinaus weitere Smart Contract fähige Blockchains, die alle um eine Sache konkurrieren. Der erste Anwendungsfall in der Realwirtschaft, der breite Adaption findet. Stimmen sprechen dafür, dass dieser Anwendungsfall die Tokenisierung von Assets ist.

In diesem Artikel möchten wir darauf eingehen, was Tokenisierung Bedeutet und welche Herausforderung damit verbunden sind.

Was sind Token?

Im traditionellen Verständnis waren Token im Grundlegenden die Darstellung eines bestimmten Wertes. Das konnten Autoscooter Münzen, Lebensmittelmarken oder ein gewonnenes Glückslos sein. Die Verwendung solcher Token bringt dabei verschiedene Vorteile. Dazu gehören der vereinfachte Transfer von spezifischen Vermögenswerten sowie die Möglichkeit der Aufteilung eines Vermögenswertes in Teilwerte.

In der Blockchain Welt ist ein Token  ein virtuelles Objekt, das innerhalb des Blockchain Netzwerks existiert. Diese können an Rechten, Zugängen und Identitäten gekoppelt werden. Sie sind auf Grundlage eines Smart Contracts entstanden, der nicht nur die Ausgabe des Token reguliert, sondern auch für die Überwachung des Token zuständig ist.

Was sind Token Standards?

Um einen Token auf einer Blockchain zu erstellen, muss man sich zunächst eine Smart Contract fähige Blockchain aussuchen und (in den meisten Fällen), einen Smart Contract aufsetzen, der die Ausgabe des Tokens regelt und überwacht. In der Praxis haben sich über die Jahre verschiedene Token Standards etabliert, die als Richtlinie für die Erstellung von bestimmten Token dienen sollen. Für Ethereum, die größte Smart Contract fähige Blockchain, können die folgende drei meistgenutzten Token Standards definiert werden:

Der ERC-20 Token ist die früheste Form des Token Standards und wurde 2015 das erste Mal im Ethereum Improvement Proposal (EIP) von Vitalik Buterin vorgeschlagen. Der Token Standard erlaubt es Fungible Token zu erstellen, die untereinander austauschbar sind und den selben Regeln folgen. Beispiele für ERC-20 Token sind der Stablecoin USDC.  

Der ERC-721 Token ist der aktuell bekannteste Token Standard, wenn es um die Definition von sogenannten Non Fungible Token (NFT) geht. Jeder einzelne Token aus einer Kollektion besitzt dabei eine Token-ID, die mit der Token Addresse einzigartig ist. Aus diesem Grund werden NFTs, die mit diesem Token Standard erstellt wurden, als nicht untereinander austauschbar betrachtet.

Der ERC-1155 ist ein multi-Token Standard, der es erlaubt sowohl fungible als auch non fungible Token zu erstellen. Neben diesen Features erlaubt dieser Token Standard auch den sog. Batch-Transfer, bei dem mehrere Assets gleichzeitig versendet werden können

Über die Jahre haben sich zudem viele weitere Token Standards entwickelt, die je nach Use-Case Verwendung finden. Sei es, um Metadatenanpassung innerhalb des Tokens zu ermöglichen oder um Compliance Richtlinien für Security Token zu erfüllen.

Was bedeutet Tokenisierung?

Als Tokenisierung lässt sich ein Wirtschaftssystem bezeichnen, das auf dem Prinzip der Verbindung von Waren und Dienstleistungen mit in der Blockchain verwalteten Token beruht. Ein Token repräsentiert dabei ein bestimmtes Gut, dem ein intrinsischer  Wert zugeschrieben wird.

Die damit einhergehende Token Ökonomie lässt sich im Allgemeinen in zwei Bereiche unterteilen:

Der erste Bereich betrifft die Token Incentivierung. Sie zielt darauf ab ein System zu schaffen, indem Teilnehmer durch bestimmte Aktionen mit Token belohnt werden. Diese Token können wiederum gegen physische und digitale Güter, Dienstleistungen oder FIAT Geld getauscht werden. Die Token Incentivierung zielt also darauf ab Token als Anreize für erwünschte Handlungen zu etablieren.

Der zweite Bereich betrifft die Tokenisierung von Assets. Das können Wertpapiere,  Investitionsgüter, Rohstoffe oder digitale Medien sein. Die Tokenisierung von Assets verfolgt das Ziel das Eigentum aus der realen und digitalen Welt in Form von digitalen Token auf der Blockchain fälschungssicher abzubilden. Auf diese Weise kann der Besitz und der Transfer dieser Assets mit Hilfe der Blockchain Technologie digital aufgezeichnet und verifiziert werden, ohne auf einen Mittelsmann angewiesen zu sein.

Beide Arten der Token Ökonomie eröffnen eine Vielzahl an potentiellen Anwendungsfällen. Dabei wird aktuell der Tokenisierung von Assets das größte Potential zugeschrieben den Sprung in die Massenadaption zu schaffen.

Tokenisierung von Assets an Beispielen erklärt

Betrachtet man die Entwicklung der Tokenisierung von Assets, muss man zunächst feststellen, dass der Markt dafür noch relativ jung ist. Nichtsdestotrotz gibt es bereits jetzt erste Ansätze der Tokenisierung von physischen und digitalen Vermögenswerten.

Die Tokenisierung von Kunst ist das wohl eingängigste Beispiel, wenn es darum geht nachzuvollziehen, wie physische Assets über die Blockchain Technologie abgebildet werden können. Hier lassen sich zwei Formen der Tokenisierung unterscheiden.

Bei der ganzheitlichen Tokenisierung geht es primär darum, eine Art Besitzurkunde für ein Kunstwerk zu erstellen. Die ganzheitliche Tokenisierung erlaubt es das Eigentumsrecht an einem Gemälde digital auf der Blockchain abzubilden. Häufig sind die Kunstwerke Selbst digital, die Tokenisierung ist aber genauso auch für physische Kunstwerke möglich.

Bei der fraktionalisierten Tokenisierung wird ein Kunstwerk in Segmente unterteilt und jedes dieser Segmente wird mit einem NFT versehen. Ein Gemälde kann dabei in einhundert, eintausend oder zehntausend Teile zerlegt werden und zum Erwerb angeboten werden. Durch die Fraktionalisierung kann ein physisches Objekt auf mehrere Eigentümer verteilt werden, womit auch Anteile an hochpreisigen Kunstwerken erworben werden können.

Bei der Tokenisierung von Immobilien ergeben sich wiederum zwei Formen der Tokenisierung. Hier kann zwischen der engen und der weiten Definition unterschieden werden.

Bei der engen Definition möchte man mit der Immobilie verbundene Eigentumsrecht digital verbriefen. Der Käufer des Tokens erwirbt damit einen entsprechenden Teil der Immobilie und der daraus abzuleitenden Einnahmen und Ausgaben sowie die sich daraus ergebenden rechtlichen Ansprüche und Verpflichtungen.

Bei der weiten Definition der Tokenisierung hat der Tokeninhaber hingegen Anspruch auf Teile der Einnahmen, die in bestimmten Zeiträumen mit der Immobilie erzielt wurden. Diese Token haben ähnliche Eigenschaften wie Aktien oder Wertpapiere.

Die Tokenisierung von Rohstoffen umfasst in diesem Zusammenhang das Abbilden von Rohstoffen wie Gold, Öl oder Kaffee. Der Vorteil der Tokenisierung von Rohstoffen besteht wie auch bei den Kunstwerken darin, dass sowohl ganzheitliche als auch fraktionalisierte Rohstofftoken zum Erwerb und Handel zur Verfügung stehen. Das Anbieten, Kaufen und Verkaufen dieser Güter kann hierbei kostengünstiger und effizienter erfolgen.

In der Praxis hat sich die Tokenisierung von Rohstoffen in Form von sogenannten Rohstoffbasierten Stablecoins herausgebildet. Hinter jedem Token steht eine entsprechende Menge des Rohstoffs, wodurch der Preis dieser Stablecoins den realen Preis des Rohstoffs widerspiegelt.

Tokenisierung von Assets – Vorteile und Herausforderungen

In der Theorie scheint die Tokenisierung von Vermögenswerten durch die Eliminierung von Mittelsmännern nur Vorteile zu bieten.Die Tokenisierung von realen Vermögenswerten durch die Smart Contract Technologie, verspricht große Effizienzsteigerung bei Kauf- und Verwaltungsprozessen. Während der Einsatz von Smart Contracts Abläufe automatisiert, synchronisiert die dahinterliegende Blockchain die Zahlungsströme, was den Kauf- und Verkaufsprozess von Vermögenswerten vereinfacht. Auf diese Weise werden viele manuelle Schritte und beteiligte Drittparteien obsolet. Damit entsteht ein verschlankter Prozess, bei dem alle relevanten Informationen auf einer Blockchain verfügbar wären.

In der Praxis müssen jedoch noch viele Hürden genommen werden, um eine tatsächliche Token Ökonomie von realen oder digitalen Assets zu erschaffen. Der erste Punkt betrifft dabei die regulatorischen Anforderungen. Noch immer ist nicht klar geregelt wie ein tokenisierter Sekundärmarkt aussehen könnte und welche Rechte mit den jeweiligen Token vergeben werden können.

Weitere Fragen bei der Tokenisierung von realen und digitalen Assets betreffen auch die technologische Seite. Es muss geklärt werden welche Blockchain (Layer 1, Layer 2, Sidechain, Public, Privat, Hybrid) für die Tokenisierung herangezogen werden kann, wie ein KYC-Prozess aussehen muss, wie der interne Business Workflow im neuen Geschäftsmodell funktionieren soll, wie die Customer Journey funktionieren wird und wie man die Datensicherheit gewährleisten kann. Alle diese Fragen benötigen fundierte Antworten, die nur durch interdisziplinäre Zusammenarbeit aus Blockchain Spezialisten, Fachexperten und einer verbindenden, generalistischen Instanz der Web 3 Business Analysten gegeben werden können.